Pia: „Der Kaffee schmeckt heute anders. Hast Du neue Kaffeebohnen in den Automaten gefüllt?“
Tom: „Wenn Dir der Kaffee nicht schmeckt, musst Du Dir Deinen Kaffee zuhause kochen.“
Nanu, warum reagiert Tom denn so empfindlich? Er hat Pias Frage offensichtlich nur mit dem Beziehungsohr gehört. Höchste Zeit also sich mal etwas näher mit dem Vier-Seiten-Modell zu beschäftigen. Dieses Modell, auch bekannt als Kommunikationsquadrat, Nachrichtenquadrat, Vier-Ohren-Modell, Vier-Ohren-Prinzip oder Vier-Ebenen-Modell, stammt von Friedemann Schulz von Thun. Es beschreibt, dass jede Nachricht zwischen einem Sender und einem Empfänger auf vier verschiedenen Ebenen verstanden werden kann:
Der Sender kann seine Nachricht also auf vier verschiedenen Ebenen übermitteln und der Empfänger hat auf der anderen Seite vier Möglichkeiten, diese Nachricht zu interpretieren.
Für unser Kaffee-Beispiel von oben bedeutet das, dass Tom die Aussage und Frage von Pia auf vier verschiedenen Ebenen wahrnehmen kann.
Durch das Beispiel wird deutlich, dass Kommunikation nicht immer einfach ist und oft viel Potential für Konflikte enthält.
Schauen wir uns die Bedeutung der vier Seiten einer Nachricht noch etwas genauer an.
Die Sachebene ist ganz klar die konstruktive, emotionslose Ebene, die reibungslos ans Ziel führen könnte, aber wir sind halt keine Maschinen. Übertragen auf unser Kaffee-Beispiel würde Tom die Frage von Pia mit einem einfachen ja oder nein beantworten und sich keine weiteren Gedanken machen.
Da wir aber auch Gefühle haben und unterschiedlich gelaunt sein können, ist es sehr wichtig zu wissen, dass es auch eine Beziehungsebene im Nachrichten-Modell gibt. Je nach Stimmung kann eine Nachricht oder eine Frage persönlich genommen werden oder nicht. Tom ist offensichtlich gerade etwas gereizt bzw. empfindlich als Pia ihn auf die Kaffeebohnen anspricht. Er versteht die Frage als persönlichen Angriff auf seine Kaffeekochkünste. An dieser Stelle spielen Mimik, Gestik, Körpersprache und der Ton der Sprache eine wichtige Rolle. Wenn Pia einen genervten Ton verwendet und dabei auch noch ihr Gesicht verzieht, kann stark vermutet werden, dass ihr der Kaffee nicht schmeckt. Wenn Pias Augen aber strahlen und sie ganz verzaubert den Kaffeeduft inhaliert, kann davon ausgegangen werden, dass ihr die neuen Kaffeebohnen schmecken. Wirklich sicher können wir uns aber nur sein, wenn wir sie fragen.
Nimmt man eine Aussage nur mit dem Beziehungs-Ohr auf, kann dies schnell zu Konflikten führen.
Mit jedem Satz, den wir von uns geben, geben wir etwas über uns preis, ob wir das nun wollen oder nicht. Jede Frage zeigt Interesse an etwas und jede Aussage verkörpert unsere Meinung zu einer Sache. Pia interessiert sich z.B. für die Qualität des Kaffees und ein echter Kaffeegenuss ist ihr wichtig.
Auch für diese Ebene spielen die Betonung der Worte und die Körpersprache eine wichtige Rolle.
Stillgestanden! So einfach könnte es sein. Ist es aber nicht immer. Denn manchmal wird die Aufforderung etwas zu tun nur indirekt bzw. versteckt mitgeteilt. Sollte Tom lieber wieder die anderen Kaffeebohnen verwenden oder sind die neuen besser? Ehe nicht sicher geklärt ist, was der Sender mit seiner Nachricht vermitteln möchte, kann auch keine eindeutige Handlungsaufforderung verstanden werden. Hier muss also im Zweifel unbedingt nachgefragt werden.
Das Vier-Seiten-Modell kann nicht nur Beziehungen retten, sondern auch die Kommunikation im Arbeitsumfeld deutlich verbessern. Grundsätzlich ist das Vier-Seiten-Modell überall dort zu beherzigen, wo kommuniziert wird, also privat und beruflich.
Folgende Tipps können die Qualität der Kommunikation erhöhen:
Gerade in Zeiten der Digitalisierung, in der sehr viel Kommunikation in schriftlicher Form erfolgt, hilft es, sich allen Ebenen des Nachrichtenmodells bewusst zu sein. Wer es schafft, möglichst konstruktiv zu kommunizieren, sich in erster Linie auf die Sachebene fokussiert und Unsicherheiten durch Fragen klärt, wird es leichter haben im Leben.
Pia: „Der Kaffee schmeckt heute anders. Hast Du neue Kaffeebohnen in den Automaten gefüllt?“
Tom: „Ja, die Kaffeebohnen sind neu. Schmeckt dir der Kaffee?“