Wenn Sie dem Top-Management die aktuelle Lage in Ihrer Abteilung, Betrieb oder sogar dem Unternehmen erklären möchten, wie machen Sie das? Auf jeden Fall muss Ihre Darstellung möglichst knackig und am besten noch mit ein paar knallharten Zahlen belegbar sein. Und schön visuell, auf einen Blick intuitiv verständlich, ein bisschen als würden Sie mit einem kleinen Kind reden – so groß ist der Unterschied zur GF ja eigentlich auch nicht.
Und genau hier kommen Dashboards ins Spiel. Dashboards sind nämlich nichts anderes als grafische Oberflächen, die auf einer Seite die wichtigsten Informationen zu einem Sachverhalt übersichtlich und leicht verständlich darstellen – zumindest, wenn man es richtig macht.
In der Regel erfolgt die Umsetzung mit Hilfe von Business Intelligence-Werkzeugen, wie Microsoft Excel, Microsoft Power BI oder QlikView, um aggregierte Daten in Form von Kennzahlen für die Leistungsüberwachung eines Prozesses einer Organisation oder eines anderen quantifizierbaren Ziels aufzubereiten. Ein schönes Beispiel aus der Produktions-IT sind OEE-Kennzahlen-Dashboards, um ohne viel Palaver die Gesamtproduktivität der Maschinen zu visualisieren und zu überwachen.
Klingt abstrakt? Ist es auch! Denn Dashboards werden heutzutage für alles Mögliche eingesetzt. Ihrer Fantasie als Manager, Controller, Ingenieur oder Produktionsleiter sind in der Gestaltung keine Grenzen gesetzt. Um Ordnung ins Chaos zu bringen, schauen wir uns deshalb die wichtigsten Aspekte von Dashboards mal genauer an:
Sie lauern überall und tarnen sich als Manager, Ingenieure, Controller und Mathematiker. Zahlen-und-Fakten-Junkies! Wobei die letzte Gruppe, ihren Trieb recht freizügig auslebt. Und das aus gutem Grund. Denn Umsätze, Auftrags-Durchlaufzeiten oder die Gesamteffektivität einer Maschine lassen sich nun mal nicht als Prosa verfassen und müssen zwecks sinnvoller Unternehmensteuerung quantifizierbar sein.
Allerdings reicht es nicht, einfach ungefilterte Analyse-Wimmelbilder in Form von kilometerlangen Excel-Tabellen, aufgedunsenen Punktwolken oder verrauschten Messungen aus dem Physik-Labor einem Entscheider in die Hand zu drücken. Denn egal, ob zahlenaffin oder nicht, im operativen Alltag, z.B. in der häufig stressbelasteten, lauten und nach Öl riechenden Atmosphäre einer Fertigungshalle, braucht man ein effektives Kommunikationsmittel.
Und genau hier können Dashboards ihre Stärke ausspielen: Mit wenigen, aber visuell gut aufbereiteten Kennzahlen, die z.B. in der Produktions-IT vom Manager, über den Produktionsleiter bis zum Anlagenfahrer jedem sagen: „Mit der Maschine läuft irgendwas schief – zu viele technische Störungen, zu langsame Durchlaufzeiten und zu viel Ausschuss“. Und das ohne Doktortitel in Quantenphysik!
Die Vorteile von Dashboards gehen aber noch darüber hinaus:
Die drei wichtigsten Dashboard-Typen sind das operative, das strategische und das analytische Dashboard.
Das operative Dashboard zeigt in der Regel Informationen über einen kurzen Zeitraum und einen eher kleinen Bereich und dient dem schnellen Überblick im Alltag. Typische Anwendungsbeispiele sind:
Operative Dashboards sind zudem hinsichtlich ihres Informationsgehalts eher bodenständig. Der Fokus liegt meistens auf einfachen statistischen Aggregaten, z.B.:
Solche Dashboards sind meistens speziell auf den jeweiligen Anwendungsfall zugeschnitten und müssen eine hohe Performance aufweisen – wer will schon inmitten seiner Arbeit erstmal fünf Minuten vorm Bildschirm stehen bleiben. Entsprechend erfolgt die Umsetzung meistens mit Individualsoftware oder branchenüblicher Standardsoftware, z.B. einem MES. Excel, Power BI und Co. sind da schnell aus dem Rennen, wenn es nicht gerade um Informationen fürs reguläre Office geht.
Das strategische Dashboard aggregiert Informationen über einen längeren Zeitraum bzw. einen größeren Auswertungs-Bereich, z.B. der Jahresüberblick einer Abteilung, eines Betriebes, eines Unternehmens. Das Publikum ist weniger an Detail-Informationen zu einzelnen Mitarbeitern, Tickets oder Sensoren interessiert, sondern findet eher an hochaggregierten Kennzahlen Freude.
Beispiele dafür sind:
Auch hier können Sie ebenfalls auf Individual- oder branchenübliche Standardsoftware setzen. Dank der hoch verdichteten Kennzahlen ist aber auch eine Darstellung mit Excel, Power BI oder QlikView kein Problem mehr.
Bei einem analytischen Dashboard kommt es weniger auf den ausgewerteten Zeitraum oder den Bereich an. Vielmehr spielen die inhaltliche Tiefe, die Komplexität der Analyse-Verfahren und damit auch die potentielle Audienz Ihres Dashboards eine Rolle. Hierzu gehören z.B.:
Solche Dashboards müssen Sie in der Regel als Individualsoftware entwickeln – die Ideen sind meistens zu verrückt bzw. zu speziell für die Entwicklung einer Standardsoftware. Entsprechend haben Programmiersprachen wie .NET, vor allem aber Datenanalyse-Sprachen wie Python oder R das sagen. Oft gibt’s für die jeweilige Auswertung sogar gleich ein Paper inklusive Experiment in GitHub obendrauf. Deshalb können Sie sich ja vorstellen, dass solche Dashboards eher was für Wissenschaftler bzw. Fachanwender sind.
Jetzt haben wir genug von Dashboards geredet. Aber wie kommen die digitalen Harlekine auf den Bildschirm? Am besten schauen wir uns ein Beispiel aus der Produktions-IT an. Aber keine Sorge, was in der Produktion funktioniert, lässt sich auch auf andere Domänen übertragen. Deshalb beschränken wir uns auf die Umsetzungsaspekte:
Die Grundlage von Dashboards ist, wie übrigens bei jeder Form von Datenanalyse, eine solide Datenerfassung. In der Produktions-IT gibt’s dafür hoffentlich eine vernünftige BDE-Software, um alles, was im Shop Floor kreucht und fleucht, zu erfassen:
Die Daten können entweder automatisch via Software-Schnittstelle, z.B. mit Hilfe von OPC-UA oder ganz banal über manuelle Eingaben am PC oder halbautomatische Erfassungsmethoden, wie Barcodescanner, eingesaugt werden.
Bei den letzteren Beiden hat sich die Datenerfassung damit auch gleich erledigt, da Software-Lösungen, egal ob als Standard- oder Individualsoftware, die Eingaben vom Anlagenfahrer, Instandhalter oder anderen Produktionsmitarbeitern direkt in einer Datenbank, wie dem SQL-Server ablegen.
Bei der automatischen Datenerfassung müssen Sie in der Regel nochmal die Ärmel hochkrempeln und ein Stückchen Software oder sogar Hardware dazwischenschalten, z.B.:
In der Produktions-IT hat sich in diesem Zusammenhang übrigens bewährt: „Was nicht passt, wird passend gemacht.“ Denn aufgrund der historisch gewachsenen Maschinenparks findet man nicht immer den Industrie-4.0-Ponnyhof vor, dem einen die Smart Factory-Hochglanzmagazine vorgaukeln. Deshalb wird die digitale Lücke oft mit den Mitteln der Softwareentwicklung geschlossen und entsprechende Schnittstellen nachimplementiert oder auf eine andere Weise individuell angepasst.
Egal, wie Sie es anstellen: Um aussagekräftige Dashboards zu entwickeln, müssen alle Daten in einer irgendwie gearteten Datenbank landen.
Puh. Die Datenerfassung hat es in sich. Aber für eine Verschnaufpause bleibt keine Zeit. Ab hier geht’s in die Welt des Business Intelligence und der Datenbankentwicklung. Denn die Aggregation der liebevoll akquirierten Rohdaten aus der BDE, sind das Steckenpferdchen von Datenbanken. Prinzipiell stehen Ihnen zwei Datenbanktypen zur Verfügung:
Mit Hilfe von Abfrage-Sprachen können Sie die Daten anschließend für Ihr Dashboard aufbereiten. Aber keine Sorge, Sie müssen nicht gleich alles selber programmieren. BI-Werkzeuge, wie Excel oder Power BI, stellen für die typischsten Aufgaben von Abfrage-Sprachen, wie z.B.
visuelle Werkzeuge zur Verfügung. Datenaufbereitung und Datenbanken stellen ein eigenes, nicht ganz unkomplexes Teilgebiet der Softwareentwicklung dar. Deshalb wollen wir es fürs erste auch bei unserem kleinen Ausflug belassen.
Nachdem wir uns nun in epischer Breite mit Datenerfassung und Datenverarbeitung beschäftigt haben, können wir unsere Dashboard-Früchte ernten. Technisch gesehen geht’s hier eigentlich nur noch um die grafische Aufbereitung dessen, was die Datenbanken im Hintergrund nun mundgerecht, z.B. in Form einer OEE-Kennzahl bereitstellen.
Um Dashboards zu erstellen, gibt’s grundsätzlich drei Möglichkeiten:
Für die Umsetzung ist also Dank unzähliger BI- und Softwareentwicklungs-Werkzeuge gesorgt. Und glücklicherweise gibt’s diese auch für verschiedene Geschmacksrichtungen: für den versierten Laien, den technikaffinen Power User bzw. Semi-Softwareentwickler und falls es mal komplizierter wird, auch für den nerdigen Vollblut-Softwareentwickler.
Was! Sie wollen sofort mit Ihren eigenen Dashboards loslegen und nicht erst einen Stapel BI-Bücher bei Amazon bestellen und durchstudieren? Dann rufen Sie doch einfach mal für einen kurzen Plausch durch. Und Ihr Dashboard? Das kriegen wir bestimmt gemeinsam hin.